Ringwall von Otzenhausen

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Der Ringwall von Otzenhausen (“Hunnenring”)

Die keltische Bergfestung auf dem Dollberg bei Nonnweiler-Otzenhausen wird oftmals als keltisches Oppidum der Treverer bezeichnet[1].

Für den Standort auf dem Dollberg wird angenommen, dass dieser schon im 4. Jahrhundert besiedelt war und es schon vor der keltischen Wallanlage älter Befestigungsanlagen an gleicher Stelle gegeben hat[1].

Der heute noch sehr gute erhaltene Ringwall stammt möglicherweise aus der Spätlatènzeit, dem 1. Jahrhundert vor Christus[1].

Der ehemalige saarländische Landesarchäologe, Prof. Alfons Kolling, versieht dies jedoch 2002 mit einem Fragezeichen. S.E. sind die Merkmale für ein Oppidum – eine umwehrte Ansiedlung von urbanem Charakter und regionalem Herrschafts- und Gerichtssitz, sowie entsprechendem Heiligtum – nicht gegeben. Lediglich der Festungscharakter sei belegt[2]. Dennoch sei es denkbar, dass es sich bei Siedlungsfunden unterhalb des Berges (in der sog. „Spätzrech“) um eine Art Vor- oder Unterstadt der Anlage handelte[3].

2013 geht Sabine Hornung, Leiterin eines archäologischen Forschungsprojekts, dagegen von einem Oppidum, einer "Siedlung mit stadtartigem Charakter", aus. Sie stuft die Anlage für die Zeit des späten 2. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. als "bedeutendstes" Zentrum der Hochwaldregion ein. Ausgehend von einem älteren und einem jüngeren Ringwall datiert sie aufgrund archäologischer Befunde den stadtartigen Charakter in die Phase des zweiten Ringswalls und die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Christus. Nicht geklärt ist, warum diese Siedlung ca. 50 v. Chr. sehr plötzlich aufgegeben wurde. Ein kleiner Tempel - aus gallorömischer Zeit - wurde ca. 200 Jahre nach Aufgabe der Siedlung errichtet[4].

Thomas Fritsch datiert die keltische Phase der Nutzung des Ringwalls in die Zeit von ca. 400 bis 50 v. Chr. Als Spätphase der Festung gibt er das 1. Jhdt. v. Christus an - offen ist für ihn, ob es bereits in dieser Zeit einen Vorgängerbau des Tempels aus der gallorömischen Phase gab[5].

Die gelegentliche Einstufung der Dollbergveste als „Fliehburg“ zieht Kolling in Zweifel – denn er charakterisiert eine Fliehburg als entstanden aus Angst, während der Hunnenring vielmehr der Demonstration des Führungsanspruchs einer Adelsherrschaft entspräche[6].

Die Anlage ist als „murus gallicus“ ausgeführt und wurde vermutlich bereits um 50 nach Christus aufgegeben. Es gibt keinen Hinweis, dass die Aufgabe auf ein kriegerisches Ereignis zurückzuführen ist[1].

Es ist nach Kolling dennoch nicht ausgeschlossen, dass die Anlage in Agrippinischer Zeit geschleift wurde und nur die kleine Unterstadt und ihr Quellheiligtum als Vicus überdauerte und zunächst fortbestand, bis in spätrömischer Zeit der nördliche Hunsrück einen Niedergang erlebte[7].

Kolling führt außerdem aus, dass das Stammesgebiet der Treverer nicht genau belegt werden könne und ein „Hunsrückvolk“ existiert haben mag, regiert von einem noch namentlich nicht bekannten Herrscher, der sich dem Machtbereich des Trevererfürsten Indutiomarus aufgrund der geopolitischen Situation in der Eifelregion entziehen konnte[8].

Fotogalerie

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Lutz Blank in: Joachim Conrad, Stefan Flesch, “Burgen und Schlösser an der Saar”, 3. Aufl. 1993, S. 394f
  2. Alfons Kolling, “Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler”, 2002, S. 89
  3. Alfons Kolling, “Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler”, 2002, S. 90
  4. Dr. Sabine Hortung in "Am "Hunnenring" ein Hauch von Weltgeschichte", erschienen in Saargeschichte/n, Ausgabe 1-2013, S. 4ff
  5. Thomas Fritsch in "Kelten und Römer im Sankt Wendeler Land, Die Ausgrabungen der TERREX gGmbH am "Hunnenring" und im vicus Wareswald, Eine Bestandsaufnahme, Edition Schaumberg, 2010, S. 28ff
  6. Alfons Kolling, “Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler”, 2002, S. 93
  7. Alfons Kolling, “Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler”, 2002, S. 92f
  8. Alfons Kolling, “Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler”, 2002, S. 91f